Stay home bedeutet: Abends aus der bequemen Leggings zu steigen, um noch mal kurz in die Muckelhose zu schlüpfen. Es bedeutet außerdem: Eigene Strukturen zu erschaffen, für mehr Gemütlichkeit den leuchtenden Stern doch noch hängen zu lassen, Homeschoolingschnittchen zu schmieren und tüchtig und viel zu Hause zu lernen, mir von eigenen SchülerInnen via Videokonferenz vorlesen zu lassen, täglich der liebgewonnenen Yogapraxis nachzugehen, noch mehr zu kochen und zu backen und außerdem, dass der Einkauf der einzige Sozialkontakt ist, langfristige Schnitzprojekte, keine Freunde treffen, dafür mit ihnen per facetime zu telefonieren, häkeln, stricken, tralala, online Ballett- und Klavierunterricht, Rollentraining, immer einen Ticken zu spät schlafen zu gehen und eben viel viel wertvolle Zeit zu fünft. Ich habe das Gefühl, in keiner meiner bisherigen Lebensphasen hatte ich so sehr den Gedanken: Wow, das wird eine intensive Erinnerung werden. Ob es daran liegt, dass wirklich alle Menschen gerade diese Erfahrung machen, wenn auch höchst individuell? Ich bin unsagbar dankbar, dass ich mehr Striche auf der positiven Erinnerungsseite verbuchen kann. Das muss ich nicht betonen. Meine Gedanken sind oft bei denen, die es richtig schwer getroffen hat und noch immer trifft. Und derer gibt es viele. Viele auf unterschiedlichste Weise.
Ich nehme an, vom Alter unserer Kinder her hätte es auch vermutlich keinen besseren Zeitpunkt für diese Erfahrung als den jetzigen geben können. Mit ihren 13, 10 und 9 Jahren mögen sie alle noch gerne zusammen Zeit verbringen, sie haben gemeinsame Ideen, wir können sie mit gleichen Büchern zum Vorlesen, Spielen, Filmen, Ausflügen in den Wald und Familienevents begeistern. Wer weiß, vielleicht wäre es zu einem anderen Zeitpunkt auch gegangen. Aber es ist immer alles jetzt. Und so lebt es sich für uns dann auch gut.
Als es im vergangenen März zum ersten Lockdown kam, habe ich in den ersten vierzehn Tagen täglich notiert, was wir gemacht haben, wie wir unsere Tage unter dem "Alles wird gut Regenbogen" zu Hause verbracht haben. Dann kamen die Osterferien, ach, und danach, so dachte ich, geht alles normal weiter. Da war der Wunsch wohl der Vater dieses absolut naiven Gedankens. Nun, wir befinden uns mitten im zweiten Lockdown. Dafür packen wir es gut. Schon wieder und immer noch. Und doch sehnen auch wir unseren Alltag herbei. An diese verrückte Zeit möchte ich mich aber dennoch erinnern. Und es wird eine gute Erinnerung sein, wenn ich meine kompakte Zusammenfassung betrachte. Ich wiederhole mich: Was für ein Glück. Mein Beitrag für 12 von 12 im Januar.
Wirst du gute Erinnerungen haben?
GOLDI
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